Unter inhaltlicher Berücksichtigung der Zielvorstellungen des Orientierungsplanes für Bildung und Erziehung (Kultusministerium Niedersachsen, 2005) sowie des Kindertagesstättengesetzes lassen sich für unsere pädagogische Arbeit Lernbereiche formulieren. Somit schaffen wir vielfältige Lernsituationen, um die Individualität wie auch das soziale Miteinander zu fördern. Dazu gehören neben Interessens- und Partnergruppen auch speziell gestaltete Spiel- und Übungsgruppen. Unsere Ziele sind:
In methodisch-didaktischer Hinsicht bedeutet das für die Mitarbeitenden:
Freispiel
In einer Stunde Spiel kann der Mensch mehr lernen als in einem ganzen Leben Gespräch.
Platon, griechischer Philosoph (427 v.Chr. – 347 v. Chr.)
Dem freien Spiel der Kinder wird in unserem Kindergarten viel Raum, Zeit und vielfältig benutzbares Material zur Verfügung gestellt. Unser Kindergarten bietet eine kontinuierlich vertraute und emotional stabile Basis als eine Grundvoraussetzung für das freie Spiel. Denn im Freispiel suchen Kinder sich freiwillig ihren Platz innerhalb einer Kindergruppe, mit der sie Ideen, Wünsche und Vorstellungen mit eigenen Handlungsspielräumen erleben können.Hier können Erlebnisse und Sinneseindrücke des einzelnen Kindes durch aktives eigenes Wirken verarbeitet werden. Diese freiwillig gewählte Basis bietet die Möglichkeit zu sozialen Erfahrungen in unmittelbarer Umgebung. Kontakte mit anderen Kindern können aufgenommen, ausgebaut, aber auch wieder beendet werden. Innerhalb dieses Übungsfeldes probieren Kinder gemeinsam aufgestellte Regeln aus und lernen Grenzen zu respektieren.Es gibt keine Leistungsanforderungen des Erwachsenen und somit keine erwachsenenorientierte Erwartung. Dem Erwachsenen kommt hier vor allem die Rolle der/des Beobachterin/Beobachters zu, um dem Kind im Alltag die Entwicklungsunterstützung zu geben, die es benötigt. Eine angenehme Atmosphäre bietet den unterschiedlichen Bedürfnissen der Kinder Platz: Sie können experimentieren und gestalten, Entdeckungen machen und fantasieren, entspannen und sich bewegen.SpracheSprache ist das einzigartige Medium unseres Menschseins. Deshalb hat die Sprachförderung bei uns ihren festen Platz. Es ist uns ein durchgängiges Anliegen, die Kommunikatonsfähigkeit der Kinder fördernd zu begleiten sowie aktives Zuhören und Aufmerksamkeit zu üben.
Im täglichen Handeln setzen wir Sprache bewusst ein, fördern die Erzähllust und geben Impulse durch:
Emotionale Erziehung und Gefühle gehören zu unserem Alltag. Was kann das im Kindergarten bedeuten? Wir schaffen Vertrauen durch Verlässlichkeit. Wir geben Raum für gemeinsamen Frohsinn und Spaß. Wir sind aber auch bemüht, Enttäuschungen, Traurigkeit und Ängsten Ausdruck zu verleihen und Kinder darin liebevoll zu begleiten.Stolz, Schmerz, Vertrauen, Fröhlichkeit, Mut, Sehnsucht, Heimweh, Neid, Lust, Trotz, Stärke/Schwäche,Neugierde, Zufriedenheit, Liebe, Angst, Hass, Hunger/Durst, Wut, Zorn, Müdigkeit, Geborgenheit, Enttäuschungen, TrauerUns ist daran gelegen, dass Kinder eigene Gefühle und die Gefühle anderer erkennen, benennen und damit sorgsam umgehen können. Erzieherisch ist es wichtig, unerwünschte Impulse kontrollieren zu lernen. Dazu gehört auch, emotionales Erleben sprachlich auszudrücken - beispielsweise als Freude, Kummer, Schmerz oder Wut.
Soziale Kompetenzen
Ich glaube daran, dass das größte Geschenk, das ichvon jemandem empfangen kann, ist, gesehen, gehört,verstanden und berührt zu werden. Das größteGeschenk, das ich geben kann, ist, den anderen zusehen, zu hören, zu verstehen und zu berühren. Wenndies geschieht, entsteht Kontakt.Virginia Satir, amerikanische Familientherapeutin (1916-1988)Soziale Kompetenzen werden im Umgang mit anderen Menschen erworben. Es gilt, Fähigkeiten und Fertigkeiten auf vielfältige Weise zu entwickeln. Wir bieten Kindern als Vorbild ein Modell und lassen sie sich erproben. Wir erarbeiten mit ihnen Regeln, die Sicherheit bieten. Wir sensibilisieren ihre Wahrnehmung füreinander, indem wir Worte für Geschehenes und Gefühltes finden helfen.Wir üben über Abstimmungen demokratisches Verhalten. Durch gemeinsam gestaltetes Erleben wie Kochen, Spielen in der Gruppe oder Hausbesuche bei Kindern erfahren die Kinder jeweils neu ihren Platz in der Gruppe. Das „freie“ Spiel schließlich stellt einen wichtigen Raum und Gelegenheit zur Erprobung erlernter Verhaltensweisen dar.Zur sozialen Kompetenz gehört auch das Umgehen mit Konflikten. Konflikte treten alltäglich auf. Die Fähigkeit, sie konstruktiv lösen zu können, bedeutet viel Arbeit.SelbstständigkeitSelbstständigkeit im Handeln und Denken ist ein Ziel, das im täglichen Kindergartenleben angestrebt wird. Kinder sind zur Eigentätigkeit motiviert. Wir geben ihnen zusätzlich bewusste Begleitung und positive Unterstützung, individuelle Lösungswege, kindgerechten Raum und ausreichend Zeit zum Ausprobieren und Wachsen.
Grob- und Feinmotorik
Grob- und Feinmotorik bedeuten:
Im Vergleich zu früheren Zeiten fehlen Kindern heute wichtige Erlebnis- und Bewegungsräume. Ihre Lebensumwelt zeigt sich häufig geradlinig, genormt, organisiert, steril und gesichert. Folglich können wichtige und elementare Erfahrungen nur begrenzt gemacht werden. Da ein enger Zusammenhang zwischen Bewegung und Psyche besteht, kann sich dieser Mangel gravierend auswirken. Es geht vor allem darum, sich auszuprobieren, sich etwas zuzutrauen. Dadurch wird der eigene Körper wahrgenommen; es werden Fähigkeiten und Grenzen erkannt und die Sinne geschult. Fehlen Bewegungserlebnisse, sind unter anderem Haltungsschäden, Fettleibigkeit und häufig psychosoziale Störungen die Folge. Auch die Bildung von Selbstvertrauen entsteht im Wesentlichen durch Körpererfahrungen in den ersten Lebensjahren. Kinder haben ein Bedürfnis nach Bewegung, Klettern, Springen, Balancieren. Dieses muss befriedigt werden.Das bedeutet, wir schaffen Räume und Möglichkeiten, unter anderem durch Schwimmen und Turnen sowie bei Zirkus- und Abenteuerspielen, die die Lust an der Bewegung fördern. Im freien Spiel können die Kinder rutschen, am Klettergerüst klettern, in der Hängematte schaukeln oder mit Matratzen eine Bewegungslandschaft bauen. Es gibt Seile, Reifen, Rollbretter und vieles mehr, was zur körperlichen Aktivität auffordert. Die Kinder dürfen sich jederzeit im Garten aufhalten. Dort gibt es Platz und viele spezifische Spielmöglichkeiten wie Schaukeln, Sandberge und Kuhlen, einen großen Matschbereich mit Wasserlauf, verschiedene Fahrzeuge, Kletterbäume, eine Rutsche, einen großen Kreisel, Pedalos usw.Es liegt nahe, durch regelmäßige Ausflüge ins Eversten Holz dieses Angebot zu vervollständigen. Uns ist an einer erlebnisorientierten, ganzheitlichen Bewegungserziehung gelegen. Über die Grobmotorik hinaus sollen die Kinder Fähigkeiten in der Feinmotorik erwerben.Um diese zu fördern, bedarf es einer Fülle von Angeboten und Materialien im Kindergartenalltag, welche Kinder dazu motivieren, die eigene Feinmotorik zu üben. Das Schneiden mit einer Schere, das Malen mit Stiften und Pinseln, das Arbeiten mit Werkzeug und Besteck, das Drehen von Kordeln, das Spielen mit Murmeln und Knöpfen, das Auffädeln von Perlen usw. sind dauerhaft freiwillige Angebote. Daneben gibt es wechselnd gezielte Angebote wie Arbeiten mit der Laubsäge, Falten von Papier, Basteln mit Draht und Stoff sowie das Hantieren mit Ton, Sand und Wasser.Freiwilligkeit fördert Motivation. Es gibt jedoch Kinder, die Gründe dafür haben, sich nicht aus eigenem Antrieb in ihrer Motorik zu üben. Diese bedürfen besonderer Aufmerksamkeit, um ihnen zu wichtigen weiteren Lernvoraussetzungen zu verhelfen.
Der junge Mensch braucht seinesgleichen, überhaupt Elementares: Wasser, Dreck, Gebüsche, Spielraum. Man kann ihn auch ohne alles aufwachsen lassen, mit Teppichen,Stofftieren oder auf asphaltierten Straßen und Höfen.Er überlebt es, doch man soll sich dann nicht wundern, wenner später bestimmte soziale Grundleistungen nie erlernt.
Alexander Mitscherlich, Psychoanalytiker und Sozialpsychologe (1908-1982)
Wissensvermittlung
Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Wissensvermittlung durch Natur- und Sachbegegnung. An jedem Kindergartentag macht das Kind unterschiedliche Lernerfahrungen, die für seine Entwicklung wichtig und notwendig sind. Die natürliche Lust des Kindes am Forschen und Experimentieren ist die Grundlage für kindgemäßes Lernen. Wir bieten Freiräume, Möglichkeiten und Materialien, die die Neugierde wecken und den Wissenserwerb fördern.Aufbauend auf Interessen und Fähigkeiten der Kinder werden Themen wie Licht und Schatten, Feuer, Wasser oder Luft vertieft und das Wissen darüber erweitert. Wichtig ist uns dabei, den Kindern selbst Gestaltungsmöglichkeiten zu lassen, sie in ihren Ideen konstruktiv zu begleiten, zu fördern und sie zu eigener Umwelterforschung zu ermutigen und zu befähigen.Das freie Spiel stellt eine angemessene Form des Lernens dar, weil es zentrale Entwicklungsaspekte des Kindes berücksichtigt. Im Spiel verarbeitet das Kind Erfahrungen, es wird aktiv, probiert sich aus, übt entsprechende Fertigkeiten und Handlungsabläufe mit anderen Kindern in der Gruppe. Kinder erfahren ihre Welt durch Selbstaktivität. Ihr Wissen basiert zum größten Teil auf Erfahrungen. Wir ermutigen die Kinder dazu, schöpferisch tätig zu sein und ihre nähere und weitere Umgebung zu erfassen.Beim wöchentlichen Waldtag erleben wir, wie gut es tut, durch den Wald zu laufen, auf Lichtungen zu spielen, zu klettern, über Gräben zu springen, Stöcke zu schnitzen usw. Außerdem finden sich vielfältige Möglichkeiten ganzheitlicher Natur- und Sachbegegnung. Dazu gehört die Wahrnehmung der Jahreszeiten, des Wetters, das Nachdenken über Werden, Wachsen und Vergehen. Bei uns wird exemplarisch gelernt: Das Auffinden von Froschlaich kann beispielsweise dazu führen, sich näher mit der Thematik Fortpflanzung zu befassen. Über das Berühren des Laichs und die Beobachtung der Entwicklung von der Kaulquappe zum Frosch werden Erkenntnisse gewonnen. Sachinformationen durch Bilder und Bücher, kreative Gestaltung und der Besuch des Naturkundemuseums runden ein solches Thema ab.Durch die aktive Begleitung und bewusste Einbeziehung der Kinder in Aufgaben unseres Alltagslebens wird Wissen in ganzheitlicher Form begreifbar vermittelt und zugleich werden Selbstständigkeit und Wissenserwerb gefördert. So kann das gelegentliche Säubern der Dachrinnen Kinder zum Fragen anregen:
Erzähle mir und ich vergesse. Zeige mir und ich erinnere. Lass es mich tun und ich verstehe.
Konfuzius, chinesischer Philosoph (551 v. Chr. – 479 V. Chr.)
Ein weiteres Beispiel für handlungsorientiertes Lernen ist der wöchentliche Kochtag. An diesem Tag bereitet eine Kindergruppe die zuvor per Abstimmung festgelegte Mahlzeit zu. Dabei lernen die Kinder verschiedene Nahrungsmittel kennen und üben die Handhabung von Küchengeräten wie zum Beispiel Messer und Pürierstab. Sie beobachten physikalische und chemische Vorgänge bei der Zubereitung der Nahrung. Die Anwesenheit eines Erwachsenen, die Gespräche, die Anleitung zu Eigentätigkeit und das Ausprobieren sind von großer Bedeutung.Dabei gilt unser Motto:Kleine Gefahren zulassen, um große zu vermeiden.
Singen, Tanzen, MusizierenMusik und Rhythmus sprechen den Menschen in seiner Ganzheitlichkeit an. Folglich ist „musikalische Erziehung“ geeignet, Kinder in ihren emotionalen, sozialen, körperlichen, kreativen und kognitiven Fähigkeiten zu fördern und zu fordern. Auch das Gehör wird durch verschiedene Angebote stimuliert und sensibilisiert.Wir üben, Geräusche zu unterscheiden. Dabei verwenden wir einfache Instrumente, um Lieder zu begleiten oder Singspiele zu gestalten.
Zu unserem Kindergartenalltag gehören deshalb
Kreatives Gestalten
Wenn du mit anderen ein Schiff bauen willst, so beginne nicht mit ihnen Holz zu sammeln, sondern wecke in ihnen die Sehnsucht nach dem weiten Meer.
Antoine de Saint-Exupery, französischer Schriftsteller (1900 – 1944)
Unser Kindergarten lädt ein zum kreativen Gestalten. Die Kinder dürfen das Mobiliar so zurechtrücken, wie sie es für ihr Spiel benötigen. Ein vielfältiges Materialangebot inspiriert sie zum Experimentieren und Gestalten mit Farben und Papier, mit Ton und Kleister, mit Tüchern und Seilen, mit Sand und Wasser, mit Holz und Feuer. Umhänge, Röcke, Mäntel, Hüte und Stoffe motivieren zum Verkleiden. Theaterspiele, mit und ohne Verkleidung, geben nicht nur Raum für Spaß, sondern auch für die Entdeckung neuer Rollen.Die Werkstatt bietet Möglichkeiten zum Gestalten mit verschiedenen Hölzern und entsprechenden Werkzeugen. Je nach Alter der Kinder leiten wir unterschiedlich anspruchsvolle Werkarbeiten an. Die Kinder nutzen eigene Gestaltungsmöglichkeiten, werden in ihren Ideen konstruktiv begleitet und lernen Ursache und Wirkung kennen. Sie sammeln sinnliche Erfahrungen und erwerben neues Wissen.ErnährungGesunder Ernährung kommt in unserem Kindergarten ein besonderer Stellenwert zu. Nicht zuletzt deshalb, weil sich Ess-Störungen in unserer Gesellschaft mehren. Dabei sollen die Kinder unter Berücksichtigung ihrer geschmacklichen Bedürfnisse auf sanfte Art zu dem Bewusstsein ausgewogener Ernährung geführt werden.Gemeinsames Essen hat einen hohen Wert, denn die Kinder profitieren auf vielfältige Art voneinander. Neues wird kreiert, probiert, sinnlich unterschieden. Außerdem werden praktische Fähigkeiten erworben wie das selbstständige Bestreichen von Brot, die Benutzung von Besteck und das Abschätzen von Mengen. Nicht zu vergessen sind das gesellige Beisammensein und das Erlernen von Tischsitten.Die Kinder werden in die Planung und Durchführung der Frühstücksvorbereitungen einbezogen. Sie wählen- zwei Brotsorten (Vollwert und normales Brot), manchmal auch Müsli oder Griesbrei,- zwei Aufstriche (süß und herzhaft). Getränke sowie einen Obst- und Gemüseteller gibt es an jedem Tag. Abwechselnd sind die Kinder an der Vorbereitung des Frühstücks beteiligt. Sie setzen sich in diesem Rahmen mit den unterschiedlichen Lebensmitteln und deren Zubereitung auseinander.
Daraus entwickeln sich Fragen:
Durch das „Tun“ begreifen die Kinder wie sie welche Lebensmittel zubereiten müssen, welche Utensilien sie zum jeweiligen Frühstück benötigen, was sonst noch zur Mahlzeit gehört.
Zum Ernährungsbewusstsein gehört außer der Fähigkeit der Unterscheidung verschiedener Nahrungsmittel auch die anschließende Pflege der Zähne und Reinigung von Gesicht und Händen.
Sexualpädagogik
Sexualität gehört zu den Grundbedürfnissen des Menschen. Sie ist zentraler Bestandteil seiner Persönlichkeitsentwicklung und Identität. Sexualität ist auf kein bestimmtes Lebensalter beschränkt, sondern Lebensenergie, die von der Geburt bis zum Tod wirksam ist.Die bei uns praktizierte Sexualpädagogik besteht zunächst im natürlichen Umgang mit Nacktheit und dem menschlichen Körper. Wenn es in das Spiel der Kinder gehört, sich auszuziehen, so ist dies in einem warmen Zimmer erlaubt. Im Sommer darf nackt im Garten geplanscht und gespielt werden. Beim regelmäßigen Schwimmen ziehen sich alle Personen in derselben Sammelumkleidekabine aus. In der Regel duschen alle nackt. Es soll der natürliche Umgang mit Nacktheit gelebt, eventuelle Scheu oder Hemmung vor dem nackten Körper toleriert werden.Wir nehmen die Befindlichkeit der Kinder ernst, helfen ihnen, diese auszudrücken und unterstützen sie darin, ihren eigenen Gefühlswahrnehmungen zu vertrauen. Der achtsame Umgang mit individueller Intimität wird gewahrt. Es wird dafür gesorgt, dass eigene Gefühle und die anderer respektiert werden. Dies bedeutet, Grenzen wahrzunehmen und damit eigene Bedürfnisse und fremde Bedürfnisse anzuerkennen oder auch abzulehnen:„Ich darf auch NEIN! sagen“.Sogenannte Doktorspiele werden akzeptiert, Freiräume und Rückzugsmöglichkeiten ermöglicht. Haben Kinder spezielle Fragen zu ihrem eigenen Körper, zu Zeugung und Geburt, zum männlichen oder weiblichen Körper, werden diese wahrheitsgemäß und in angemessener Sprache beantwortet. Kindgerechte Literatur und Bildmaterial stehen uns dafür zur Verfügung. Besondere Achtsamkeit verwenden wir auf die aktive Gestaltung von Nähe und Distanz bei dem Bedürfnis des Kindes nach Kuscheln und Körperkontakt. Unsere Aufgabe ist es, die Kinder verantwortungsbewusst, wachsam und sensibel vor unterschiedlichen Grenzüberschreitungen zu bewahren. Bei Auffälligkeiten kommt dem Kontakt zu einzelnen Eltern besondere Bedeutung zu.
Werte und Normen
Religiöse und interkulturelle Erziehung im weitläufigen Sinn werden in unserem Kindergarten menschliche Grundhaltungen und solche weitgefassten Werte vermittelt, die mit Ansätzen religiöser und interkultureller Erziehung verbunden sind. So wird versucht, die Kinder durch Gespräche, Bilderbücher, Projekte und insbesondere durch das Vorbildverhalten des Teams für die Verschiedenartigkeit aller Menschen sensibel zu machen und zum Beispiel einen klaren Gerechtigkeitssinn zu entwickeln. Die Kinder erfahren, dass sie alle gleich behandelt werden. Uns ist es wichtig, den Kindern konkrete Lebenshilfen aufzuzeigen wie:- einander zuhören und miteinander sprechen,- Rücksichtnahme und gegenseitiger Respekt,- teilen und helfen, füreinander Sorgen,- Aufmerksamkeit für gesellschaftliches Handeln und kritisches Hinterfragen,- gewaltfreies Lösen von Konflikten und Versöhnung,- Friedfertigkeit,- Liebe zur Natur,- Akzeptanz des Andersseins.Die Kinder üben in unserem Kindergarten den sensiblen Umgang mit der Natur und den Dingen des täglichen Lebens. Sie sollen ihre Umwelt wertschätzen und die Schöpfung wahren und achten. Den Kindern wird Raum geboten, über alltägliche „Wunder“ zu staunen, den Regenbogen oder das Frühlingserwachen zu betrachten, Schönheit und Ebenmaß auf sich wirken zu lassen.Wir setzten uns mit verschiedenen Religionen auseinander. Vor allem werden Fragen aufgegriffen, anschaulich vermittelt oder eventuell in Projekten intensiviert. Wir achten dabei darauf, dass Kinder nicht indoktriniert oder verängstigt werden.Der Kindergarten Wienstraße ist konfessionell nicht festgelegt. Im Laufe des Kindergartenjahres werden die Kinder jedoch mit biblischen Geschichten und Erzählungen aus verschiedenen Religionen, besonders der christlichen, vertraut gemacht. So wird zum Beispiel die Weihnachtsgeschichte erzählt, über das Leben von Luzia, von St. Martin und dem Nikolaus berichtet. Eine Auseinandersetzung mit moderner Spiritualität, mit Weltreligionen und deren Erscheinungsformen gehört in das Gespräch mit Eltern.
Die Natur will, dass die Kinder Kinder sind, ehe sie Erwachsene werden. Wollen wir diese Ordnung umkehren, so werden wir frühreife Früchte hervorbringen: jugendliche Greise und greise Jugendliche!
Jean Jacques Rousseau, französischer Schriftsteller und Philosoph (1712 – 1778)